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Brückner Alexander Gustavowitsch (1834–1896). Historiker, Professor an den Universitäten von Kasan, Dorpat )heute: Tartu) und Odessa

Rubrik: Biographische Beiträge (Personalien) / Vertreter des sozialen Bereichs (Bildung, Medizin)

BRÜCKNER, Alexander Gustawowitsch, * 24. Juli 1834 in St. Petersburg, † 15. November 1896 in Jena (Deutschland). Historiker, Doktor der Philosophie (1860) und der Allgemeinen Geschichte (1867), Professor, Wirklicher Staatsrat.

Brückner entstammte dem Kaufmannsstand. Nach Abschluss der Petersburger deutschsprachigen Petrischule war er von 1851 an zunächst im Kontor des Handelshauses „A. Scheer & Co“ tätig. In den Jahren 1857-60 studierte er an den Universitäten Heidelberg, (Geschichte, Nationalökonomie und Literatur), Jena (Philosophie, Geschichte, Anthropologie und Sprachwissenschaft) und Berlin und verfasste unter der Leitung Johann Gustav Droysens mehrere Arbeiten zur allgemeinen Geschichte. 1860 verteidigte er seine dem Thema „Zur Geschichte des Reichstags zu Worms im Jahr 1521. Verhandlungen über das Reichsregiment“ gewidmete Dissertation an der Heidelberger Universität und unterrichtete von 1861 an an der Kaiserlichen Rechtsschule in St. Petersburg Geschichte. 1864 verteidigte er eine Magisterarbeit zum Thema “Kupfergeldkrisen in Russland (1656-63) und Schweden (1716-19)” an der Petersburger Universität, an der er anschließend auch als Privatdozent tätig war. 1867 wurde Brückner (zunächst als außerordentlicher und von Dezember an als ordentlicher Professor) an den Lehrstuhl für Allgemeine Geschichte der Neurussischen Universität Odessa berufen. Im Juni des gleichen Jahres verteidigte er an der Universität Dorpat eine zweite Dissertation („Finanzgeschichtliche Studien. Kupfergeldkrisen”). 1872 wurde er an die Universität Dorpat berufen, wo er Vorlesungen zur Geschichte und Statistik Russlands hielt und in den Jahren 1878-81 Dekan und von 1888 an Prorektor war. 1891 erhielt Brückner das Angebot, als ordentlicher Professor an die Universität Kasan zu gehen, trat die Stelle aber nicht an und zog von Dorpat nach Jena. 1892 trat er in den Ruhestand.

Neben seinen geschichtswissenschaftlichen Studien befasste sich Brückner intensiv mit wissenschaftstheoretischen und methodischen Fragen und veröffentlichte mehrere dem Geschichtsunterricht gewidmete Arbeiten, in denen er der Arbeit im Seminar große Bedeutung beimaß. Brückner verfasste über 200 wissenschaftliche Arbeiten, in denen er sich immer wieder Fragen der westeuropäischen Geschichte zuwandte. Sein wissenschaftliches Interesse galt neben der Theorie und Propädeutik der Geschichtswissenschaft vor allem dem vorpetrinischen Russland, dem Vordringen der westeuropäischen Kultur in die vorpetrinische Rus (nach seinen eigenen Worten die Europäisierung der russischen Gesellschaft), der Finanz- und Wirtschaftsgeschichte sowie der Zeit Peters I. und seiner unmittelbaren Nachfolger. Besondere Aufmerksamkeit widmete er zudem Katharina II. und ihrer unmittelbaren Umgebung (in erster Linie Fürst Grigori Potjomkin), der Außenpolitik Katharinas II., dem Russisch-Schwedischen Krieg von 1788-90 sowie der Herrschaftszeit Pawels I.

Im Sommer 1882 arbeitete Brückner im Venezianischen Staatsarchiv, 1883 in den Archiven von Rom, Florenz, Livorno, Dresden und Berlin, woraufhin er sich der Geschichte der diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und den Staaten Italiens zuwandte. 1889 sammelte Brückner in den Archiven von Stockholm, Berlin und Paris Material für eine Biographie des Staatsmanns und Diplomaten der Katharinischen Zeit Graf Nikita Panin. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete Brückner in den Archiven vieler Staaten, um Material für eine der Geschichte Russlands der Jahre 1725-62 gewidmete vielbändige Arbeit zusammenzutragen, mit der er die Lücke zwischen seinen Arbeiten „Die Geschichte Peters des Großen” (St. Petersburg, 1882) und “Die Geschichte Katharinas II. ” (Bd. 1, Teil 1-5, St. Petersburg, 1885) zu schließen gedachte. Brückner erforschte die Biographien zahlreicher Wissenschaftler, Persönlichkeiten und Staatsmänner wie z.B. Wassili Golicyn, Patrick Gordon, Kronprinz Alexei, Katharina II., Peter I. und Fürst Grigori Potjomkin sowie das Wirken ausländischer und russischer Mediziner im Moskauer Staat. Seine dem russischen Unternehmer und Ökonomen Iwan Possoschkow gewidmete Arbeit „Possoschkow als Ökonom” (St. Petersburg, 1876) wurde mit dem Uwarow-Preis ausgezeichnet. Brückners Aufsätze wurden in zahlreichen russischen, deutschen und ausländischen Journalen veröffentlicht („Journal des Volksbildungsministeriums”, „Historischer Bote“, „Bote Europas”).

Brückner verfasste zahlreiche kompilative Gesamtdarstellungen. Seine die Rolle der Ausländer für die Geschichte der slawischen Völker betreffenden Schlussfolgerungen wurden zum Teil äußerst kritisch aufgenommen.

Brückner nahm an Allrussischen Archäologischen Kongressen in Kiew, Kasan und Tiflis teil und wurde unter anderem mit dem Orden der Heiligen Anna der 1. Stufe ausgezeichnet (1888).

Veröffentlichungen


Медные деньги в России 1656–1663 и денежные знаки в Швеции 1716–1719, СПБ, 1864; Материалы для истории финансов в России. Пятикопеечники 1723–56 гг., СПБ, 1867; Война России со Швецией в 1788–90 гг., СПБ, 1869; Император Иоанн Антонович и его родственники (1741–1804), М., 1875; Мнения Посошкова, М., 1879; Патрик Гордон и его дневник, СПБ, 1878; Русские дипломаты – туристы в Италии в XVII ст., [М.]. 1878; Юрий Крижанич, “Русский вестник”, 1887, № 6–7; Потемкин, СПБ, 1891; Zur Geschichte des Reichstags zu Worms 1521. Die Verhandlungen über das Reichsregiment, Heidelberg, 1860; Finanzgeschichtliche Studien. Kupfergeldkrisen, Dorpat, 1876; Die Familie Braunschweig in Rußland im XVII. Jahrhundert, St. Petersburg, 1876; Iwan Possoschkow. Ideen und Stände in Rußland zur Zeit Peter des Großen, Lpz., 1878; Peter der Große, В., 1879; Der Zarewitsch Alexei (1690–1718), Heidelberg, 1880; Katharina die Zweite, В., 1883; Die Europäisierung Rußlands. Land und Volk, Gotha, 1888.

Literatur

30-летие ученой деятельности А. Г. Брикнера (1861–91), “Историч. обозрение”, т. 4, 1892; Цветаев Д. В., А. Г. Брикнер, “Русское обозрение”, 1896, № 12; Шмурло Е. Ф., А. Г. Брикнер, “Журнал Министерства народного просвещения”, 1897, № 2, отд. 4, с. 117–57 (обзор трудов); А. Г. Брикнер [Некролог], “Вестник Европы”, 1896, декабрь (библ.); А. Г. Брикнер [Некролог], “Исторический вестник”, 1896, т. 66, декабрь; А. Г. Брикнер [Некролог], “Мир Божий”, 1897, январь.

Autoren: Savčuk V.

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