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STRELNINSKAJA-KOLONIE (Kolonie Strelna), eine Siedlungsgemeinde lutherischer Deutscher an der Küste des Finnischen Meerbusens nahe der Siedlung Strelna am Strelka-Fluss

Rubrik: Geschichte und Geographie der Ansiedlung der Deutschen im Russischen Reich, in der UdSSR und GUS / Geschichte der Ansiedlung

STRELNINSKAJA-KOLONIE (Kolonie Strelna), eine Siedlungsgemeinde lutherischer Deutscher an der Küste des Finnischen Meerbusens nahe der Siedlung Strelna am Strelka-Fluss. Sie war in die Obere Kolonie (Neuhausen) und die Untere Kolonie (Neudorf) unterteilt und gehörte zu den sogenannten „am Meer gelegenen Kolonien“, die 1810 während der Regierungszeit von Alexander I. entstanden waren. Deren Gründer stammten aus dem Kreis Inowlaz (pol. Inowłódz) am Piliza-Fluss (pol. Pilicą), heute Polen, damals Preußen. Als Gründungsdatum gilt 18. November 1810, der Geburtstag des ersten in der Siedlung geborenen Kindes. Ende des 19. Jh./Anfang des 20. Jh. gehörte die Gemeinde zum Amtsbezirk Konstantinowskaja-Wolost des Kreises Peterhof, in den 1930er Jahren zum Sawodskoj-Dorfrat des Prigorodny-Rayons des Leningrader Gebietes.

Die erste Gruppe von Siedlern (68 Pers.), die nahe Petersburg angesiedelt werden sollten, kam am 29. Juni 1809 in Oranienbaum an. Bald folgten ihnen zwei weitere Übersiedlergruppen. Sie gründeten mehrere Kolonien an der Küste des Finnischen Meerbusens, darunter auch die Kolonie Strelna. Um die Einrichtung der Neusiedler kümmerte sich der Inspektor der Kolonien des Gouvernements Sankt Petersburg Peter Pegelau; im September 1809 löste ihn der künftige Finanzminister E. F. Kankrin ab. Unter ihm wurde aktiv damit begonnen, Häuser für die Siedler zu bauen: Die Projekte und Fassaden dafür wurden auf höchstes Geheiß genehmigt.

Im Sommer 1809 waren die Häuser für die neuen Siedler noch nicht fertig; deshalb wurden die Neuankömmlinge temporär in alten deutschen Kolonien Ischorskaja (20 Pers. in drei Häusern) und Nowosaratowskaja (48 Pers. in fünf Häusern) untergebracht. Am 4. August 1809 wurden 18 Neusiedlerfamilien auf die Treue zum russischen Thron vereidigt. Für die Lutheraner wurde diese Amtshandlung in der lutherischen Kirche der Nowosaratowskaja-Kolonie vorgenommen, für die Katholiken in der katholischen Kirche der Stadt.

In der Kolonie Strelna wurden ursprünglich 8 Familien angesiedelt. Nach der Auflösung des ungünstig ausgewählten Standortes im Forstrevier Iswarski Obrjes im Herbst wurden noch 20 Familien in die Kolonie überführt. Unter den ersten Bewohnern befanden sich Siedler mit Familien: Adam Löfler, Peter Stamler, Georg Ludwig, Nikolai Brenner[U1] , Iohann Martin Schatz, Georg Adam Eidemiller, Georg Peter Lohrer; Michael Bürkle (Birkle ); Andrej Geweiler; Friedrich (Fjodor) Geweiler; Gottfried Saar, Bartholomej Sackmann; Gottfried Selig; Christian Kibler; Iohann (Iwan) Kneisler); Iohann (Iwan) Moritz; Andreas (Andrej) Richter); Konrad (Kondrat) Völler; Georg Fleig; Mathias (Matwej) Fleig; Fjodor Zeiter; Adam Schatz; Martin (Michail) Schatz); Martin Schatz (der zweite); Nikolaus  (Nikolai) Schatz; Andrej Stroh; Adam Eidemiller; Peter Eidemiller; Philipp Eidemiller. Der erste Kolonieälteste war von 1811 bis 1821 Martin Schatz, wohnhaft in Neuhausen, Haus Nr. 5.

In den Jahren 1817–1818 wurden mehrere Familien wegen schwerer Klimaverhältnisse, ungelegener und ungeeigneter Bodenparzellen auf deren Bitte nach Noworossija übersiedelt. Deren Platz nahmen Übersiedler aus der Nowosaratowskaja- und Ischorskaja-Kolonien ein. 1825 zählte die Kolonie Strelna 28 Höfe, bewohnt von 94 Männern und 117 Frauen.

Die Siedler kauften auf Staatskosten bzw. auf eigene Mittel Vieh und Inventar, jede Familie hatte ein Haus für sich. Gesät wurden hauptsächlich Roggen und Hafer, viel seltener Weizen und Gerste. Man baute Kartoffeln, Kohl, Mohrrüben und auch Gräser an. Die Siedlung wurde verschönert und eingerichtet. 1823 nahmen die Bewohner der Kolonie Strelna ein Darlehen, um eine Brücke zu bauen. Die Straße, die durch die Kolonie verlief, wurde 1834 chaussiert.

1881 kauften die Bewohner der Kolonie Strelna dem Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch die Ländereien ab, die die Gemeinde bei der Ansiedlung zur ewigen erblichen Nutzung bekommen hatte.

1812 wird die Kolonie Zentrum der evangelisch-lutherischen Gemeinde Strelna. Dies geschah dadurch, dass hier ein eigener, aus Staatsmitteln finanzierter Pastor eingesetzt wurde. Zur Gemeinde gehörten folgende deutsche Kolonien: Strelninskaja, Kipenj, Peterhofskaja, Oranienbaumskaja und Kronstadtskaja. Die drei letzteren zählten zur Gemeinde 1812–1822 und 1837–1872.

 

 

Die St.-Peter-und-Paul-Gemeindekirche aus Holz, aber auf einem Steinfundament wurde 1812–1813 erbaut. Teilweise wurden Baumstämme eines Gebetshauses aus Iswarski Obrjes dafür genutzt. Die Einweihung erfolgte am 10. November 1812 (laut anderen Quellen 1813). In den Jahren 1874–1875 wurde baufällig gewordene Kirche nach dem Entwurf des Architekten F. L. Miller umgebaut. Das neue Gebäude war ebenfalls aus Holz und für 278 Plätze gedacht. Die Bauarbeiten verliefen mit finanzieller Unterstützung seitens des Zentralkomitees der Kasse der gegenseitigen Hilfe der lutherischen Gemeinden Russlands (2.000 Rbl.) sowie des Regionalkomitees der Kasse (200 Rbl.). Die Einweihung der neuen Kirche geschah am 28. August 1875. Darin wurde eine Acht-Register-Bauerorgel aufgestellt. Das Pastorat wurde 1818 erbaut und befand sich zwei Wersten (ca. 2 km) von der Kirche entfernt. 1889 wurde das Pastorat von Grund aus komplett neu renoviert.

Bis 1837 wurden die Pastoren von dem Staat eingesetzt und finanziert (800 Rbl. im Jahr). Seit Bestehen der Gemeinde Strelna taten dort 11 Pastoren ihren Dienst: Karl Heinrich Wilhelm Neumann; Georg Friedrich Jakob Schortmann; Friedrich Hannemann; Andreas Iohann Schnell; Erik Finner; Gustaw Adolf Eduard Lockenberg; August Heinrich Konstantin Hoerschelmann; Christoph Wilhelm Beermann; Helmut Fürchtegott Hansen.

Bei der Koloniegründung wurden für die kirchlichen Zwecke 50 Desjatinen Land zur Verfügung gestellt, davon waren 20 Desjatinen für die Schule bestimmt. Der Unterricht begann bereits 1813 г. Das erste Schulgebäude wurde 1818 mit Staatsmitteln erbaut. 1896 wurde auf Mittel der Bewohner sowie mit Unterstützung der Kasse gegenseitiger Hilfe der lutherischen Gemeinden eine neue Schule gebaut. 1906 errichtete man ein auf Staatskosten Steinhaus für die Lehrer.

Die Schule entstand zuerst als kirchliche Schule, der Unterricht wurde auf Deutsch erteilt. 1829 wurde sie in eine Freischule nach der Methode des britischen Pädagogen Joseph Lancaster („Schüler unterrichten Schüler“) umgewandelt. Diese Methode bewährte sich jedoch nicht, so dass man sie später verwarf. Anfang des 20. Jh. hatte die Schule fünf Abteilungen mit insgesamt über 100 Schülern. Es gab einen Russischlehrer und eine Russischlehrerin. Zu den ersten bekannten Lehrern gehörten: M. Werner, H. Masing, A. Spärer, K. Briesemeister. In der Folgezeit unterrichteten: Ernitz (bis 1864), Fuhrmann (1864–1898), Kiesling (1898–1902), Bernadelli (1903–1905), Flor (1905), Using (1906–1907), Weidemann (seit 1907).

В 1891 wurde aus Petersburg das Pflegeheim „Bethesda“ aus Petersburg in die Kolonie Strelna verlegt: ein Armenhaus für Frauen evangelischen Glaubens aller Altersstufen, die unheilbar krank und arbeitsunfähig waren. Dafür wurde gegenüber der Schule ein zweistöckiges Steinhaus gebaut und am 22. Oktober 1892 eingeweiht. Seit Anfang des 20. Jh. wurden hier arme Kinder zu Erziehungszwecken aufgenommen. 1907 erhielten die Diakonissinnen des Pflegeheims die Rechte der Barmherzigkeitsschwestern. Heimleiterin war Frau L. von Bassewitz. Das Heim hatte auch eine eigene Hauskirche. 1902 wurde auch das Pflegeheim der Heiligen Magdalena aus Petersburg hierher verlegt. Das Heim war 1864 durch einen Petersburger Damenverein eingerichtet, der seinerseits zwecks Gründung eines „Hauses zum Schutz und der Rettung von gefallenen Mädchen und Frauen“ organisiert worden war. In der Kolonie Strelna war es zunächst in einem Privathaus untergebracht, 1908 wurde dafür ein eigenes zweistöckiges Gebäude errichtet.

Ein Koloniefriedhof wurde gleich nach der Ankunft der ersten Siedler angelegt. Soweit bekannt, starben 1815 4 Personen, 1816 10 Personen und 1826 6 Personen. Anfang des 20. Jh. wurde eine Bestattungskasse der Kolonie Strelna mit dem Ziel organisiert, einmalige Bestattungsbeihilfen zu gewähren. Die Satzung der Kasse wurde am 20. September 1901 durch das Innenministerium genehmigt. 

Am 4. Januar 1876 begann ihre Tätigkeit die Darlehens- und Spargenossenschaft von Strelna, organisiert auf Initiative des Staatsbankverwalters E. I. Lamanski, dessen Gut „Bessabotnoje“ (Sorgenfrei) an die Obere Kolonie angrenzte. Sie vereinte die Bewohner des Landgutes Strelna samt Umgebung, der Kolonien Strelna und Kipenskaja sowie der Woloste Oranienbaum und Nowosaratow. Die Gründer der Genossenschaft waren: E. I. Lamanski, A. F. Aman, F. K. Bitsch, A. Ja. Braun, K. F. Braun, A. K. Brenner, M. K. Brenner, P. K. Brenner, F. K. Gerleman, I. I. Kraubner, M. I. Kraubner, A. F. Ludwig, F. E. Ludwig, G. G. Fuhrmann, N. P. Schmidt, P. P. Schmidt, F. A. Schmidt, S. A. Stschepetowa, A. D. Eidemiller, A. I. Eidemiller, K. P. Eidemiller, F. A. Eidemiller, F. F. Eidemiller. 1901 wurde die Genossenschaft in eine Kreditgesellschaft umbenannt.

1895 hat der Hobbyradfahrerverein aus Strelna in der deutschen Niedrigen Kolonie ein Velodrom eingerichtet, und zwar eines der größten in Petersburg und den Vororten. Das Baugrundstück wurde vom Siedler Brenner zur Verfügung gestellt. Das Velodrom wurde zu einem echten Kulturzentrum für die südlichen Vororte der Hauptstadt. Nebenan wurde ein großer Raum für Versammlungen und Tanzabende sowie ein Sommertheater gebaut. Am 7. Februar 1898 wurde auf Kosten des Grundbesitzers E. I. Lamanski ein Siedler-Blasorchester organisiert. Anfang des 20. Jh. wurde das Orchester vom Kolonieältesten N. P. Schmidt geleitet. Laut Chroniken hatte das Orchester die Ehre, dreimal im Beisein des Imperators aufzutreten. Das Orchester bestand bis zum Ausbruch des Großen Vaterländischen Krieges. In den 1920er–1930er Jahren leitete das Orchester der in der Kolonie Strelna gebürtige A. N. Schmidt (1889–1955). In seinen letzten Lebensjahren war er Professor für Trompete an der Leningrader Musikhochschule.

Am 29. Juni 1900 wurde in der Kolonie Strelna eine kolonieeigene Zweigstelle der freiwilligen Privatfeuerwehr des Fürsten A. D. Lwow eröffnet. Die Privatfeuerwehr selbst hatte seit 1881 bestanden. Leiter der Zweigstelle wurde Nikolai Petrowitsch Schmidt.

Im Sommer vermieteten die Kolonisten von Strelna und die Einwohner der Nachbardörfer Halusi und Ischora ihre Häuser als Datschas an die Städter. Am Strelka-Fluss wurde von den Kolonisten eine Bootstation sowie Bäder für die Urlauber angelegt.

Am 10. Oktober 1910 wurde der 100. Gründungstag der Kolonie Strelna gefeiert. Ein Jubiläumsbeitrag zur Geschichte der Kolonie Strelna mit Fotoaufnahmen von I. A. Ozup erschien in der Umschau „Wsemirnoje obosrenije“, einer bebilderten Beilage zur Zeitschrift „Rodina“ (Die Heimat).

1920 betrug die gesamte Anbaufläche in der Kolonie 566 Desjatinen, davon 51 Des. Kartoffeln, 90 Des. Getreide und 248 Des. Gräser. Im Januar 1922 entstand die Genossenschaft deutscher Kolonisten (seit April Verbrauchergenossenschaft deutscher Kolonisten), die alle deutschen Kolonien des Gouvernements Petrograd vereinten. 1929 wurde auf Initiative der Gebrüder Adolf und Alexander Meng in der Kolonie Strelna eine Genossenschaft zur gemeinsamen Bodenbestellung (TOS) gegründet. Manche Kolonisten waren in den städtischen Betrieben beschäftigt.

Anfang der 1920er Jahre vervollständigte sich die Kolonie Strelna durch Deutsche aus der Wolga-Region, die sich vor der Hungersnot 1921–1922 retten wollten. Das waren die Familien Klück, Dail, Heidel u. a. Unter den neuen Bewohnern war auch Eduard Beil, der zum ersten Komsomolorganisator der Kolonie gewählt wurde. Es kamen auch Vertreter anderer Nationalitäten und Sozialgruppen hinzu, darunter Arbeiter der Schreibmaschinen-Fabrik.

Am 1. April 1930 wurde die Kolchose „Rote Fahne“ gegründet, die auf den Anbau von Gemüse und Kartoffeln spezialisiert war. Sie vereinte 14 Bauernhöfe und 70 ha Anbaufläche. Im Februar 1931 zählte die Kolchose 60 Bauernhöfe und 121 Kolchosmitglieder (113 Deutsche, 6 Russen, 2 Esten). Der erste Vorsitzende wurde Ja. O. Nagelmann (1900–1938), seit 1935 Direktor der Maschinen- und Traktorenstation Krasnosseljskaja. In den Jahren 1932–1933 zählte der vergemeinschaftete Viehbestand 47 Pferde und 70 Kühe, während 32 Kühe weiterhin individuell genutzt werden konnten. Durch eine Staatsurkunde wurden 669 ha Land der Kolchose zur ewigen Nutzung überlassen. Bis zum Kriegsbeginn wurden drei Viehhöfe, ein Kälberstall, ein Siloturm, zwei Gemüsekammern, eine Dreschscheune, Getreidetrockner und eine Schmiede gebaut, ein artesischer Brunnen gebohrt, eine Wasserleitung zu den Viehhöfen und Treibbeeten verlegt sowie eine Beregnungsanlage montiert. Mittels Töpferdrainage entwässerten die Kolchosbauern 21 ha Sumpfland und erzielten hohe Erträge auf diesen Parzellen. Die Entwässerungsarbeiten liefen unter der Anleitung des Nördlichen Forschungsinstituts für Wassertechnik und Melioration. In der Kolchose wurde ein Klub eröffnet und Filme gezeigt. Es funktionierten eine Kinderkrippe, ein Speisesaal und eine Bibliothek. „Rote Fahne“ galt als einer der fortgeschrittensten Kolchosen im Leningrader Gebiet und nahm teil an der Allunions-Landwirtschaftsausstellung in Moskau in den Jahren 1939 und 1940.

In der Sowjetzeit gab es in der Kolonie nur eine Elementarschule (eine Schule der 1. Stufe), nach deren Abschluss die Kinder zu einer Siebenklassenschule wechselten, die im Konstantinow-Palast in Strelna untergebracht war. Per Juni 1926 gab es in der Schule in Strelna eine Genossenschaft zum Anbau von Kartoffeln, die Bibliothek zählte 80 Bücher, der dramatische Zirkel hatte drei Aufführungen auf die Bühne gebracht. In den Jahren 1927–1930 war Albert Kornejewitsch Wiens als Lehrer tätig (1909–1978).

1925 zählte die Gemeinde Strelna 400 Mitglieder. Im August 1933 fand in der Kirche zum letzten Mal eine Konfirmation statt. Die Kirche wurde am 23. Oktober 1935 geschlossen und das Gebäude in den Kolchosklub umfunktioniert (nicht erhalten geblieben). 1921–1922 wurde die Hauskirche des Pflegeheims ebenfalls geschlossen und die Räumlichkeiten an das Krankenhaus übergeben.

Während der massenhaften Kollektivierung wurden 9 Haushalte entkulakisiert und auf die Kola-Halbinsel verbannt. In der Zeit der massenhaften Repressionen Ende 1930er Jahre gerieten unter die Betroffenen: M. F. Brenner, N. F. Ludwig, F. F. Ludwig, K. P. Löfler, A. F. Aman, I. Ja. Aman, M. Ja. Aman, F. Ja. Aman, A. A. Löfler, A. F. Löfler, K. P. Löfler, E. Ja. Beil, E. P. Ulrich, F. F. Eidemiller u. a.

In den Jahren des Großen Vaterländischen Krieges befand sich die Kolonie vom 16. September 1941 bis zum 19. Januar 1944 in der Besatzungszone. Auf Befehl des Kommandierenden der 18. deutschen Armee wurde am 25. Januar 1942 damit begonnen, Deutsche aus Leningrads Umgebung auszusiedeln. Im Februar 1942 wurden die Bewohner von Strelna zuerst in Krasnoje Selo versammelt und dann per Bahn in den Westen abtransportiert. Bis Ende März 1942 war eine Kolonne Leningrader Deutscher (3.441 Pers.) im Sammellager in Konitz (Westpreußen) und 335 Personen im Lager Neustadt bei Danzig angekommen. 1945–1948 wurde der überwiegende Teil Sowjetdeutscher in die UdSSR repatriiert. Darunter gab es auch Bewohner der Kolonie Strelna. So wurde die Familie von P. A. Eidemiller zu einer Sondersiedlung geschickt und lebte von 1945 bis 1981 auf Bahnstation Jurga im Gebiet Kemerowo. Ebendort wurde Pjotr Adamowitsch nach seinem Tod begraben. Ein kleiner Teil der Koloniebewohner blieben im belagerten Leningrad und wurden im Laufe des Jahres 1942 in einem Administrativverfahren nach Sibirien ausgewiesen. So wurde im September 1942 die in der Kolonie geborene Regina Gerleman zusammen mit ihrer Tochter ins Gebiet Nowosibirsk überführt.

1947 wurde auf den Ländereien der Kolchose „Roter Fahne“ der Kolchos „Pobeda“ (Der Sieg) gegründet. Nach Aufhebung der Einschränkungen konnten manche frühere Koloniebewohner zu ihren heimatlichen Orten zurückkehren, darunter auch die Familie Butz.

Heute gehört das Territorium der ehemaligen deutschen Kolonie Strelna zum munizipalen Gebilde Ortschaft Gorbunki des Lomonossow-Stadtbezirks und ein Teil der Unteren Kolonie zum munizipalen Gebilde Ortschaft Strelna des Petrodworzowy-Stadtbezirks von Sankt Petersburg. In der Ortschaft Gorbunki ist ein kleines Stück des früheren Lutherischen Friedhofs erhalten geblieben. Am 25. September 2010 während der 200. Jahresfeier der Kolonie Strelna wurde am Friedhofseingang auf Initiative von Siedlernachkommen ein Denkmal für die ersten Siedler eingeweiht. Anlässlich des Jubiläums wurden Gedenkabzeichen gefertigt.


 [U1]Многие фамилии указаны дважды с теми же именами !!?? – Примеч. перев.

 

INHALT

Archive

РГИА. Ф. 383. Оп. 29. Д. 1180, 1181, 1191, 1193.

Literatur

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Autoren: Tscherkasjanowa I. W.

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